Was verrät unsere Stimme über körperliche und psychische Gesundheit oder auch Krankheit?
In der medizinischen Forschung werden Stimmaufnahmen unlängst dazu benutzt, existierende Krankheiten zu diagnostizieren oder mögliche Erkrankungen vorherzusagen.
„Eine monotone, variations- und modulationsarme Stimme. Die Aufnahmen zeigen wenig natürliche Schwankungen in dem fast maschinenartigen, steifen, festen Stimmklang.“
Vermutlich hätten Sie diese Beschreibungen im Stimmklang nicht auf Anhieb einem hyperaktiven Kind zugeordnet.
Aber genau so beschreiben Forscher wie Jörg Langner, die objektiven Stimm-Merkmale einer ADHS-Störung, welche bislang nur von Ärzten und Psychologen diagnostiziert wird.
[pullquote style=“left“]Trefferquote von über 80 Prozent.[/pullquote]
„Die Patienten mit einer Aufmerksamkeit-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sprechen häufig lebendiger und unrhythmischer als gesunde Probanden.“ Zuhörer erlebten diese Sprechweise als aufregend, aber auch anstrengend. Was der Mensch hört, sei jedoch nur die Makroebene. „Die Deep Speech Pattern Analysis misst gleichzeitig auch die mikrostrukturelle Ebene des Sprechens„, sagt Langner. Sie legt gewissermaßen eine Lupe an. In dieser Nahaufnahme stieß Langner auf einen bemerkenswerten Befund: „Auf der Mikroebene weisen ADHS-Patienten eine deutlich unflexiblere, starrere Lautbildung auf, als die hörbare Sprache nahelegt.“
Eine objektive Auswertung der Stimmanalyse kann mit einer Trefferquote von über 80 Prozent sagen, ob der Patient an einer Aufmerksamkeit-Defizit-Hyperaktivitätsstörung leidet.
Dabei verrät die Stimme noch einiges mehr, -sogar über mögliche Krankheiten, welche erst Jahre später ausbrechen können.
Ginge es nach den Experten, kann eine Stimmanalyse bald dazu beitragen, schwierig zu erkennende psychische Krankheiten mit objektiven Daten zu bekräftigen.
Eine gesunde Stimme in einem gesunden Geist
Um Sprache zu erzeugen benötigen wir unsere Stimme, den Sprechapparat und vor allem unser Gehirn. Diese müssen reibungslos ineinandergreifen . Hakt es irgendwo, äußert sich dies in der Stimme.
Diese Tatsache machen sich Wissenschaftler zu Nutze, indem Sie anhand von Stimmanalysen, objektive Parameter wie Muster von Obertönen, Abweichungen der Sprechhöhe und Sprachmelodie auswerten.
„Die Sprechmelodie ist bei Depressiven deutlich monotoner, sie tendiert dazu, sich um denselben Ton herum zu bewegen“, sagt der Mathematiker Jörg Langner der zusammen mit dem Psychiater Michael Colla die Computersoftware entwickelt. Statt farblicher Diagramme zeichnet das Computerprogramm beim Melodiespektrum von Depressiven ein nahezu farbloses Bild.
Stimmliche Merkmale einer Depression
monotoner Stimmklang, trist
wenig Modulationsfähigkeit
eher leise, gedämpft
oftmals unpräzise Artikulation
Tatsächlich spiegelt sich die typische Antriebslosigkeit einer Depression auch in der Sprachmelodie wieder und verrät sozusagen das Krankheitsbild.
[pullquote style=“right“]Was im Gehirn schiefläuft, lässt sich an der Stimme messen.[/pullquote]
II. Neurologische Krankheiten – Parkinson
Sogar bei der Feststellung der heimtückischen Parkinson-Krankheit, welche sich schleichend entwickelt, bestätigt die Stimmdiagnostik in über der Hälfte der Fälle ein Vorliegen der Erkrankung.
Bei diesem Krankheitsbild treten bei rund neunzig Prozent der Patienten Stimmstörungen, -vornehmlich Artikulationsfehler, auf.
In Zukunft sollen die Stimmparameter dazu dienen, Krankheiten hervorzusagen um eine frühzeitige Behandlung zu ermöglichen.
Psychogene Stimmstörungen
Die Wissenschaft hat somit gezeigt, dass die Stimme versteckte Krankheiten verraten kann.
Andererseits können Störungen der Stimme aber auch durch äußerst belastende Ereignisse hervorgerufen werden. In diesemn Fall spricht man vom Krankheitsbild der Psychogenen Stimmstörungen.
Ursachen derselbigen sind unter anderem traumatische Erlebnisse, nicht zu bewältigende Konflikte und außerordentliche Stresssituationen. Da die Ursachen so tiefgründig sind, sollte die Behandlung einer Psychogenen Stimmstörung stets in Kombination mit einer psychotherapeutischen Behandlung erfolgen.