Männer sollen eine tiefe und sonore Stimme haben. Frauen eine hohe, leicht mädchenhafte Stimme.
Das sind die gewünschten Stereotype die heute in unserer Gesellschaft hinsichtlich des geschlechterspezifischen Stimmklangs vorherrschen. Aber was ist, wenn dem nicht so ist? Wenn Herr Müller am Telefon mit Frau Müller verwechselt wird?
Unsere Stimme verändert sich im Laufe unserer Entwicklung.
Was passiert während der sensiblen Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein mit unserer Stimme?
Pubertät und Stimmveränderung
Im Laufe der Pubertät durchläuft unsere Stimme unter dem Einfluss von Sexualhormonen einen gewaltigen Wandel.
Der Kehlkopf – Ein Knorpelgerüst
Der Kehlkopf wächst, senkt sich ab und die Stimmlippen verlängern sich.
Im Normalfall sinkt dabei die Sprechstimmlage bei Männern um eine Oktave und bei Frauen um etwa eine Terz.
Die Vertiefung der Sprechstimmlage ist die physiologische Veränderung des Stimmklangs zwischen dem 11. und 16. Lebensjahr.
Was ist normal, was nicht?
Was aber wenn die zwölfjährige Lisa durch einen abnormen Stimmbruch plötzlich wie ein Junge klingt und der kleine Sven schon mit neun wie Barry White brummt?
Oder wenn Martin mit 18 noch vor sich hin krächzt und seine kindliche Stimmlage fortwährend beibehält?
Dies sind Zeichen einer Mutationsstimmstörung und sollten durch einen Phoniater oder einen Facharzt für Hals-Nasen-Ohren Heilkunde abgeklärt werden.
Besonders die auffällige Stimmvertiefung bei Mädchen (Mutatio perversa), sowie der Stimmbruch bei Jungen vor dem 8.-11. Lebensjahr (Mutation praecox) müssen medizinisch abgeklärt werden, da nicht selten Tumore der Nebennieren für eine übermäßige Androgen-Ausschüttung sorgen, die das Kehlkopfwachstum begünstigen.
Neben den abnormen Stimmvertiefungen sind es aber vorwiegend der unvollständige Stimmbruch (Mutatio incompleta) und das Beibehalten der Kinderstimmlage (Mutationsfistelstimme) die bei den Betroffenen einen hohen Leidensdruck verursachen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Sie können hormonell-konstitutionell, aber auch funktionell (durch Fehlgebrauch, wie Durchsingen im Chor während der Pubertät) bedingt sein.
Außer der fehlerhaften motorischen Ansteuerung, tragen häufig auch Seelische Konflikte wie eine starke Mutterbindung und Angst vor dem Erwachsenwerden eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Mutationsstimmstörungen.
Stimme und Sexualität
Bereits seit Urzeiten verrät unsere Stimme wie sexual attraktiv wir für das andere Geschlecht sind. Denken Sie nur an die Brunftzeit beim Rotwild oder die Vokalisationen von Bonobo-Affen.
Siehe auch folgender Artikel zum Thema „Akustik der Gefühle“.
Das Ziel: Eine Sexy Stimme!
Wie bereits Eingangs erwähnt, herrschen die geschlechtsspezifischen stereotypen Rollenerwartungen vor, dass ein Mann eine tiefe Stimme haben sollte.
Eine wohlklingende Stimme erhöht Ihre Attraktivität!
Jetzt wird auch deutlich, warum so viele Männer versuchen Ihre Stimme „künstlich“ tiefer zu machen.
–„Ich möchte eine tiefere Stimme haben“, ist ein häufig angefragtes Thema bei Stimmtrainern und im Rahmen eines Flirtcoaching.
Doch einer tiefen Männerstimme sind natürliche Grenzen gesetzt und eine Stimmvertiefung sollte nie auf Kosten der Stimmgesundheit geschehen.
[message type=“info“]Zum Thema Stimme & Sexualität findet vom 15. bis 16.11.2013 an der Klinischen Abteilung für Phoniatrie der Medizinischen Uni-Graz die diesjährigen Stimmtage statt.