Atmung und Stimme bedingen einander – Ohne Atem keine Stimme
Dem Atem wieder Raum geben
Eine starke Stimme ist ohne die richtige Atemtechnik kaum zu erlangen. Hingegen des landläufigen Spruchs „Bauch rein – Brust raus“, entspricht eine volle, tiefe Atmung eher dem Motto „Atme ein – Bauch raus“.
Für das Erlernen einer optimalen Stimmatmung, ist es unverzichtbar, sich von diesem Zwangskorsett zu befreien und dem Atem wieder den nötigen Raum zu geben. Dann kann im Verlauf die willentliche Anstrengung den Atem zu lenken aufgegeben werden, da Atmen ohne unser Zutun geschieht. Ohne zu atmen können wir nicht leben. Ohne zu atmen können wir aber auch keine Stimme erzeugen. Schon Buddha soll gesagt haben „Das erste ist der Atem“.
Drei Arten der Atmung
Es werden drei verschiedenen Arten der Atmung unterschieden:
Ruheatmung,
Stimmatmung (auch Sprech- und Singatmung genannt),
Leistungsatmung
Die physiologische Art der Atmung für die Ruhe- und Sprechatmung ist die Bauch- und Flankenatmung (kosto-abdominale Atmung), bei welcher die Atembewegungen am Bauch und den Flanken (unterer Rippenbogen) sichtbar und spürbar wird.
Fundament für das Erlernen der costo-abdominalen Atmung, ist es den Atem wieder im Bauch spüren zu lassen. Wer bereits Erfahrung in Atemtechnik, Meditation oder Joga gesammelt hat, sollte die Bauchatmung bereits beherrschen. Alle anderen finden weiter unten die angeleitete Übung – Atemtechnik für die tiefe Bauchatmung.
Ruheatmung
Ohne dass Sie etwas dazu tun müssen, atmen Sie. Wie sonst würden wir die Nacht lebendig überstehen? In Ruhe fließt der Atem (vorwiegend über die Nase) ganz natürlich ein und aus. Da Ruhe gleichbedeutend mit Entspannung ist, kann die Atemluft ungehindert bis in den Bauch bzw. die Flanken (so genannte Flankenatmung) fließen.
Die Stimmatmung
Für uns von Interesse ist die Sprech- und Singatmung. Der Atem muss auch hierbei ungehindert tief bis in den Bauch fließen können.
Jegliche Form von Anspannung und (psychischer) Belastung hemmt den natürlichen Atemfluss.
Machen Sie folgenden Selbstversuch: Schließen Sie die Augen und beobachten Sie für einen Moment Ihren Atem. Wie strömt er ein und aus? Atmen Sie durch die Nase oder den Mund? Wohin atmen Sie?
Kann die Atmung ohne willentliche Anstrengung geschehen? Während Sie weiterhin Ihren Atem beobachten, ballen Sie Ihre Hände zur Faust.
Was geschieht nun mit Ihrem Atem?
Leistungsatmung
Wie der Name schon sagt, ist die Leistungsatmung überall dort gefragt, wo Leistung, -besonders körperliche, oder auch stimmliche gefragt ist. Bei sportlicher Betätigung benötigt unser Organismus mehr Sauerstoff um die Muskeln und das Gehirn mit Sauerstoff zu versorgen. Die Atemfrequenz steigt und häufig wird durch den Mund geatmet.
Aber auch der Profisänger muss in der Leistungsatmung geübt sein, um die stimmlichen Anforderungen hinsichtlich einer angemessenen Lautstärke und Tonhaltedauer erfüllen zu können.
Stress und Anspannung blockieren den natürlichen Atemfluss
Atemtherapie
Sehen Sie sich auch folgenden Film über die Atemtherapie mit der deutschen Ikone der Atemtherapie, -Ilse Middendorf, an:
So trainieren Sie die Tiefenatmung
Vor Beginn der Übung sollten Sie sich bewusst machen, dass Voraussetzung für die Tiefenatmung eine aufrechte, ausgeglichene Körperhaltung sowie das Setzen eines bewussten Schwerpunktes im Körper voraussetzt.
Die aufrechte, eutone (ausgeglichene) Körperhaltung kennzeichnet sich dadurch, dass Ihr Körper frei von An- und Verspannungen ist. Die Knie sind leicht gelöst, Schultern und Nacken sind entspannt. Die Wirbelsäule ist gerade und der Scheitel bildet den höchsten Punkt des Körpers. Dabei können Sie sich vorstellen, ein Faden ist an Ihrem Scheitel befestigt, der Sie mit der Decke verbindet.
Der Schwerpunkt im Körper sollte im Becken liegen. Stellen Sie sich beispielsweise vor, zwischen Bauchnabel und Wirbelsäule befinde sich ein leuchtender Energieball der seine Wärme in Ihren Bauch und das Becken abstrahlt.
Atemtechnik-Übung
Für die folgende Übung nehmen Sie sich bitte 5-10 Minuten Zeit und sorgen Sie dafür, dass Sie nicht gestört werden können.
„Legen Sie sich auf den Rücken und entspannen Sie sich. Fühlen Sie Ihre Unterlage die Sie sicher trägt.
Nehmen Sie den Kontakt wahr, den ihr Körper mit der Unterlage macht. Wo genau spüren Sie Ihren Körper auf der Unterlage aufliegen?
Nun senden Sie Ihre Aufmerksamkeit in alle Körperregionen und kontrollieren Sie deren Entspannung.
Beginnen Sie bei den Füßen und wandern von dort aus zum Rumpf in den Oberkörper, in die Schultern, Arme und Hände. Spüren Sie, wie sich die Nackenmuskulatur warm und gelöst anfühlt. Nehmen Sie wahr, wie Ihr Kopf auf der Unterlage ruht. Beobachten Sie Ihren Atem, wie er ganz von selber kommt und geht, ohne dass Sie bewusst etwas kontrollieren müssten.
Spüren Sie, wie sich während des Einatmens die Bauchdecke, der seitliche Bauch (Flanken) und der untere Rücken ausbreitet.
Mit der Ausatmung kann alle Anspannung von Ihnen abfallen und Ihr ganzer Körper kann sich wohlig, warm und gelöst anfühlen. Achten Sie darauf, dass der obere Brustkorb locker bleibt. Atmen Sie stets tief durch die Nase ein und lassen Sie den Atem wieder vollständig durch den Mund ausströmen. Nehmen Sie die natürliche Atempause nach der Ausatmung wahr. Versuchen Sie die Einatmung nicht zu forcieren oder aktiv zu verstärken. Dehnen Sie die Atempausen nach der Ausatmung nun bewusst aus und spüren Sie, wie der neue Atem ganz von alleine und ungehindert in Sie hineinfließt.“
Diese Übung können Sie ebenso im Stehen ausführen. Lassen Sie dabei Ihre Arme entspannt seitlich des Körpers hängen und achten Sie besonders darauf, dass Knie und Schultern gelöst sind.
Wenn Sie es nun auch noch im Alltag, zum Beispiel während eines Gesprächs oder Telefonates, schaffen, auf Ihre natürliche Atmung zu achten, sind Sie ein wahrer Meister der Tiefenatmung!
[message type=“success“] Hören Sie sich diese Übung an: